Peter Prange
"Ecrivain - putain?" oder Buchmarkt auf Französisch
Zu den schweren Prüfungen eines Autors gehören Einladungen ins Ausland. Was soll ich unter Palmen? Lieber soll man mich an meinem Schreibtisch anketten! Wenn einen solche Einladungen auch noch aus der Provence ereilen, einer der schönsten Regionen Frankreichs, und sich die Veranstaltung über drei Tage erstreckt, wird daraus fast ein Fall für Amnesty international. Aber was tut man nicht alles für die Unsterblichkeit! Also habe ich vom 2.-5. September am „Salon des livres“ in Fuveau teilgenommen, der dieses Jahr im Zeichen der deutschen Literatur stand. Eingeladen war ich zusammen mit dem früheren PEN-Präsidenten Christoph Hein („Willenbrock“), Bertina Heinrichs („Die Schachspielerin“), Matthias Zschokke („Maurice mit Huhn“) und Peter Berling („Kinder des Grals“) – sowie 50 französischen Autorinnen und Autoren. Unsere Arbeit, um uns die Unterbringung in einem Schloss sowie Champagner-Empfänge und Festbankette „sur l´herbe“ zu verdienen? Eine Podiumsdiskussion – und zwei Tage Bücher signieren. Oder besser gesagt: verkaufen. Wie auf einem Flohmarkt saßen 55 Autoren in einer Reihe auf der Hauptstraße von Fuveau, jeder Autor mit einer Assistentin zur Seite, während zwanzigtausend Menschen an den Ständen vorüber zogen, mit den Autoren sprachen, Bücher anlasen, kauften und signieren ließen. Kommentar von Matthias Zschokke: „Das ist ja wie in Amsterdam – nur statt der Mädchen in den Schaufenstern Schriftsteller.“ Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich mich in meinem Schaufenster ganz wohl fühlte: Selten habe ich solche Mengen von Büchern signiert wie bei diesem Festival. „Ecrivains, putain?“